Griese Kappe Quintett

Landesgartenschau des modernen Jazz

Christof Griese - Christian Kappe Quintett

Seit drei Jahren spielt das Griese-Kappe-Quintett zusammen. Meist in Berlin, wo vier Fünftel der Band zu Hause sind. Im Hot Club am Hafenkai nun zum ersten Mal.
Der Trompeter Christian Kappe hat den Termin eingestielt.
Schön, den Münsteraner wieder mal auf vertrautem Terrain zu hören. Noch schöner, ihn in dieser Besetzung erleben zu können. An der Seite des Saxofonisten Christof Griese. Ein ideales Paar, das Harmonie verbreitet und Selbstsicherheit ausstrahlt, aber nie Überheblichkeit. Emotionalität und Wärme ist angesagt, nicht kalte, technische Protzerei.

Zusammen mit Andreas Kersthold (Piano), Dirk Strakhof (Bass) und Rainer Winch (Schlagzeug) präsentieren die drei Bläser Kreationen aus dem Gewächshaus der Band:
zarte Pflänzchen, manchmal robusteres Strauchwerk, ab und zu kommt ein kräftiges Bäumchen zum Vorschein.
Kompositionen mit Bodenhaftung und zudem in erstaunlicher Artenvielfalt. Ballad, ein schlichter Titel für ein zu Herzen gehendes melodisches Meisterwerk mit gospel-sakraler Grundstimmung; Morango treibt dank Winchs ideenreicher Arbeit kräftiger aus, verführt die beiden Bläser zu forcierterem Spiel; Deep Inside erhält mit elektronisch eingespieltem, sitar-ähnlichem Gezirpe etwas von der Exotik einer Orchidee.

Die Landesgartenschau des modernen Jazz treibt wunderschöne Blüten. Einige widmen sich Abstufungen und Nuancen von Blau: Indigo, Ultramarin, Andere sind wichtigen Menschen gewidmet: dem Komponisten Sibelius zum Beispiel oder dem Nachwuchs.

Was die Gruppe in dieser Nacht zum Besten gibt, hat sie zuvor schon auf einer Live-CD konserviert (Live at Schlot, Pool Music). Vergleiche sind möglich und offenbaren den Charakter von lebendigem Jazz: Obwohl Melodien, Strukturen und Aufbau der Stücke gleich sind, zeigen sie differente Färbungen. Die Unterschiede liegen im Detail: in den Bläsersoli, beim Schlagzeug, in den findungsreichen Händen des Pianisten, besonders aber im Umgang mit dem Kontrabass. Kreativität als Ausdruck von Stimmungen auf der Bühne und im Raum. Mit dem Material des hervorragend eingespielten Quintetts lässt sich vorzüglich arbeiten.

Mehr von diesen sorgfältig gezüchteten Pflanzen wäre ein Zugewinn für den im Moment etwas unübersichtlich wuchernden, großen Jazzgarten.
Klaus-Peter Heß

Griese Kappe Quintett